Ihr Ziel hat Claudine Vita erreicht, aber mit der Weite war sie unzufrieden. Die Diskuswerferin des SC Neubrandenburg hat bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig die Silbermedaille gewonnen. Den Titel sicherte sich Kristin Pudenz aus Potsdam. 

 

Diese Meisterschaften wird Claudine Vita wohl nie vergessen. Die Diskuswerferin des SC Neubrandenburg musste sich ihre Medaille und ihre Urkunde am Sonntag im Organisationsbüro abholen. In Folge der Corona-Krise wurde bei den nationalen Titelkämpfen in Braunschweig auf eine feierliche Siegerehrung verzichtet.

„Das war schon sehr speziell“, meinte Vita, die mit 58,07 Metern lediglich der favorisierten Potsdamerin Kristin Pudenz (62,30) den Vortritt lassen musste. Bronze sicherte sich Julia Ritter aus Bochum mit 55,80 Meter.

„Ich dachte, man müsste 61 oder 62 Meter werfen, um eine Medaille zu gewinnen, aber es kam ja doch anders“, resümierte Claudine Vita, die nach dreijähriger Pause wieder den Sprung unter die Top drei schaffte. „Das Ziel war, eine Medaille zu holen. Wenigstens dieser Teil hat geklappt“, sagte die 23 Jahre alte Vier-Tore-Städterin und ergänzte: „Aber ich wollte natürlich weiter werfen.“

Die strengen Hygieneauflagen, die Geisterstimmung im Eintracht-Stadion und die hochsommerlichen Temperaturen von 34 Grad im Schatten machten den Diskuswerferinnen offensichtlich zu schaffen. Die Final-Teilnehmerinnen taten sich allesamt schwer.

Julia Harting ging bei ihrem Meisterschafts-Comeback nach der Geburt ihrer Zwillinge leer aus. Die Ehefrau von London-Olympiasieger Robert und Schwägerin von Rio-Olympiasieger Christoph Harting kam nur auf 55,33 Meter – Rang fünf. Ihre einstige Bestweite steht bei 68,49.

Die 30 Jahre alte Berlinerin, 2016 EM-Zweite, hatte im Mai 2019 Zwillinge zur Welt gebracht. „Der Einstieg ins Training nach der Geburt der Kinder war eine große organisatorische Herausforderung, aber es hat eigentlich ganz gut funktioniert – und dann kam Corona“, berichtete Julia Harting. „Das hat uns wirklich ins Chaos gestürzt.“

Kristin Pudenz blieb bei ihrer ­Titelverteidigung über drei Meter hinter ihrer Saisonbestmarke. Claudine Vita hatte die ein Kilogramm schwere Scheibe vier Tage zuvor gut fünf Meter weiter geworfen.

„Positiv ist, dass die Meisterschaften überhaupt stattgefunden haben“, betonte Claudine Vita. Ihr Vereinskamerad Chima Ihenetu wurde mit 2,05 Metern Siebter der Hochsprung-Konkurrenz. Stabhochspringer Tim Linus Humann (Schweriner SC) flog über 5,10 – Rang sieben.

Speerwerferin Julia Ulbricht vom 1. LAV Rostock steigerte am Sonnabend ihre Jahresbestleistung auf 53,97 Meter und erfüllte mit Platz sechs die Vorgabe ihres Trainers Mark Frank. Doch so richtig zufrieden war die 20-Jährige nicht. „Technisch war es ziemlich durchwachsen“, meinte die 20-Jährige, die mit einer Weite um die 55 Meter geliebäugelt hatte. Chancen auf Würfe in Richtung persönlicher Bestmarke (55,55 m) hat sie im August noch mehrere – beim Wurfmeeting in Halle an der Saale, in Thun (Schweiz) und in Offenburg.

Den Sieg in Braunschweig ­sicherte sich die Favoritin. Europameisterin Christin Hussong (Zweibrücken) machte mit 63,93 Metern ihren Titel-Hattrick perfekt.

„Die Stimmung war nicht so, wie man es von Meisterschaften gewohnt ist“, meinte Julia Ulbricht. „Aber es wurde das Beste daraus gemacht.“

Jeder Athletin wurde im Stadion ein Stuhl zugewiesen – mit Abstand zur Nachbarin. Bei Temperaturen um 36 Grad durften die Sportlerinnen nur mit eigenen Speeren werfen.

Von Claudine Vita bis Julia ­Ulbricht – die deutschen Leichtathleten haben für 2021 nur einen Wunsch: Die Rückkehr zu ganz normalen Meisterschaften.