„Für Sarah freue ich mich sehr“, sagt Olympiastützpunkt- und Bundestrainer Michael Timm. „Jetzt geht es wieder in die positive Richtung.“

Auch Sarah Scheurich freut sich, wieder die Beste des Rankings zu sein. Die 26-Jährige weiß aber auch: Ein Freifahrtschein zum olympischen Qualifikationsturnier ist das nicht. Als der Wettbewerb im März in London aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen wurde, war sie die Nummer zwei. Zu diesem Zeitpunkt galt Schönberger als deutsche Hoffnungsträgerin.

Die Fortsetzung des Turniers ist für Ende Februar, Anfang März geplant. Der Deutsche Boxsportverband (DBV) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) kämpfen für eine Startgenehmigung von Sarah Scheurich. Ein entsprechender Antrag liegt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vor. 

Olympiastützpunkt- und Bundestrainer Michael Timm ist sich sicher: „Sarah wird nicht die einzige sein, die es betrifft. Da wird es noch ein ordentliches Hin und Her geben.“ Der 57-Jährige plädiert dafür, dass es bei derartigen Turnieren lediglich um Quotenplätze geht und die endgültige Nominierung der Sportler dem DOSB vorbehalten ist. Ob Karriereende, Verletzungspech, Neuanfang bei den Profis oder Wechsel der Gewichtsklasse – zwischen Quali und den Sommerspielen könne viel passieren, argumentiert Timm. 

Sarah Scheurich hatte zuletzt Mitte Februar in Schwerin im Ring gestanden. Die gebürtige Crivitzerin verbuchte in den Ländervergleichen gegen Polen und Italien zwei Siege. Wenige Wochen später legte Corona die Sportwelt lahm.

Scheurich nutzte die monatelange Zwangspause, „um wieder runterzukommen. Ich war ganz schön ausgepowert“, berichtet die Vizeeuropameisterin von 2014. Das Training ohne ein konkretes Ziel vor Augen sei ihr schwergefallen, räumt sie ein. „Aber jetzt sieht es ja wieder etwas besser aus.“

Ihr Verein, der BC Traktor Schwerin, der mit Sarah Scheurich, Weltmeisterin Ornella Wahner und Kevin Boakye-Schumann drei Eisen im olympischen Feuer hat, organisiert eine Reihe von Wettkämpfen. Vom 21. bis 23. August sind Länderkämpfe gegen Polen geplant. Danach reisen die starken Frauen ins Trainingslager nach Lengenfeld (Österreich). Anfang Oktober fliegen in Schwerin gegen eine finnische Auswahl die Fäuste. „Aber alles hinter verschlossenen Türen“, sagt Paul Döring, Sportdirektor des BC Traktor. 

Der Weltcup in Köln ist für Mitte Oktober geplant. Es folgen Trainingscamps in Weißrussland und Frankreich, ein Turnier auf Fuerteventura und ein Ranglistenturnier, das als Ersatz für die deutschen Meisterschaften angesetzt wurde. Zu Jahresbeginn geht es für die Boxerinnen zum Sparring nach Kasachstan.

Sarah Scheurich fiebert schon jetzt den Wettkämpfen entgegen. „Schön, dass es wieder losgeht. Endlich!“, sagt die mehrfache deutsche Meisterin, die im direkten Duell mit Irina Schönberger eine positive Bilanz vorweisen kann. Bei den deutschen Meisterschaften im August triumphierte die 1,82 Meter große Mecklenburgerin. Doch ausgerechnet bei der nationalen Olympia-Qualifikation zog sie den Kürzeren – und geriet damit im Rennen um das Tokio-Ticket ins Hintertreffen. „Sarah war danach sehr geknickt“, erzählt Timm. „Jetzt ist sie wieder zurück.“ Und hat alles in den eigenen Fäusten.

 

Foto: Boxclub Traktor Schwerin

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