Schwerin. Die derzeitige Unsicherheit darüber, wann und ob überhaupt die  Olympischen Spiele in Tokio ausgetragen werden können, macht auch um den Deutschland-Achter keinen Bogen. Von Anfang 20 bis fast Mitte 30 ist die Altersspanne der acht Ruderer und des Steuermanns aus dem Paradeboot des Deutschen Ruder-Verbandes. „Wir brauchen irgendwann eine Entscheidung, weil ja alle Sportler weltweit, die sich vier Jahre lang für Olympia gequält haben, faire Wettkämpfe wollen“, forderte Richard Schmidt. Seit zwölf Jahren sitzt der 32-Jährige ununterbrochen im Achter und würde liebend gern nach dem Olympiasieg 2012, sechs WM- und acht EM-Titeln mit Gold in Tokio seine Karriere standesgemäß abrunden.

Besonders für die Älteren sei die Frage der Verlegung der für die Zeit vom 24. Juli bis 9. August geplanten Spiele eine essenzielle. Ein paar Monate Verzögerung wären kein Problem, zwei Jahre hingegen ließen sportliche Lebensträume platzen, weil sich vor allem die Älteren auch um ihr berufliches Leben nach dem Sport kümmern müssten, so der Athletensprecher der Ruderer. Schmidt: „Aus mehreren Gesprächen habe ich herausgehört, dass manche Sportler verunsichert und teilweise wie paralysiert sind, weil sie nichts machen können.“

Achter-Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) zählt nicht dazu.  „Ich sehe das noch ein bisschen entspannter. Anders als Richard oder ein, zwei andere Athleten muss ich nicht schauen, den Sprung ins Berufsleben zu schaffen.  Das ist bei mir schon gesichert. Mit der Landespolizei habe ich   einen sehr verlässlichen Arbeitgeber, der mich auch dann weiterbegleiten wird, wenn die Spiele verschoben werden“, sagt der 28-Jährige. „Allerdings ist diese Unsicherheit schade, da viele Sachen natürlich schon anders geplant sind.“

So sind auch die Achter-Ruderer nach dem in der vorigen Woche erfolgten Abbruch ihres ohnehin schon von Italien nach Portugal verlegten Trainingslagers jetzt in alle Winde verstreut. Ihre angestammte Trainingsstrecke  auf dem Dortmund-Ems-Kanal ist gesperrt. „Ich bin jetzt bei meiner Freundin in Hamburg und trainiere dort.“  Stundenlang allein auf dem Ruderergometer… Eine zielgerichtete Olympiavorbereitung sieht ganz sicher anders aus.