Schwerin Mit dem Start zu ihrem EM-Vorlauf  im polnischen Poznan (Posen) geht für die  Ruderer des Deutschland-Achters am Freitag eine achtmonatige Durststrecke zu Ende. Acht lange Monate, in denen  die Jungs vom Weltmeisterboot der Jahre 2017, 2018 und 2019 gehofft, gebangt und sich vor allem körperlich arg geschunden haben. 

„Wir haben die ganze Zeit mit einem kurzen Zwischenstopp von 14 Tagen durchtrainiert. Ich würde sagen, wir sind schon fast Trainingsweltmeister“, erzählt Hannes Ocik, der Schweriner Schlagmann des deutschen Paradebootes und resümiert: „So viel trainiert um zu trainieren haben wir lange nicht. Ich auch nicht.“

Kein Wunder, dass bei solch einem Marathon an Übungseinheiten höchst unterschiedliche Trainingsauffassungen  aufeinanderprallten. Lieber  mehr oder eher weniger machen als in „normalen“ Jahren? Sollten mehr Pausen eingeschoben werden oder würden die nur den Rhythmus stören?

„Unsere Trainer haben sehr hohe Umfänge verlangt“, verrät Hannes Ocik. „Da haben wir Athleten schon manchmal hinterfragt, warum wir uns jetzt so quälen müssen.  Denn die harten Monate warten ja erst noch wieder auf uns in der Vorbereitung auf Olympia.“

Hinzu kommt, dass  der Achter in Ermangelung   auch nur eines einzigen Wettkampfes  im bisherigen Jahresverlauf daheim in Dortmund im eigenen Saft schmorte. „Das  quält uns schon ein bisschen, dass wir keine Wettkämpfe haben, so gar nichts, auch in der Vorbereitung nicht“, gesteht der Mann von der Schweriner Rudergesellschaft. 

Sonst hätte man auf den Regatten zum Saisonbeginn immer ein paar Sachen einstudieren können.  „Wenn wir bei der EM im Vorlauf an die Startlinie gehen, können wir nicht so richtig einschätzen, wo wir stehen. Ich denke aber, dass wir, auch weil wir ein eingespieltes Team sind, gewisse Vorteile haben gegenüber den anderen Nationen, die ja zum Teil durchmischen mussten.“

Jetzt freue man sich nur noch auf das Wochenende mit den  zwei Rennen – Vorlauf am Freitag, Endlauf am Sonntag. „Die EM ist schon eine gute Motivation gewesen, muss man ja ehrlicherweise sagen. Und dass wir dort eine Vergleichsmöglichkeit mit dem Vizeweltmeister, den Holländern haben, ist einfach super.“

 Das hätte nur noch getoppt werden können, wenn auch die Briten da wären. Doch der WM-Dritte von 2019 und Olympiasieger von Rio 2016 hatte sich früh ausgeklinkt. Und jetzt noch  nachzumelden wäre Unsinn, war man doch auf der Insel erst Anfang September wieder ins Training auf dem Wasser eingestiegen. 

Nur eine Woche nach der EM in Poznan wird der Achter seinen zweiten  und wohl auch schon letzten Wettkampf dieses Jahres haben. Beim  „SH Netz Cup“ in Rendsburg geht es seit 2001 über 12,7 Kilometer durch den Nordostseekanal. Das ist selbst für die hartgesottenen Achterjungs immer wieder eine hammerharte Herausforderung und gilt nicht von ungefähr als das härteste  Ruderrennen der Welt.