Am 26. Juli ging es endlich wieder los ins erste internationale Trainingslager seit dem Corona-Lockdown. Zusammen mit Top-Seglern aus Portugal, Spanien, Schweden und der Schweiz haben wir einen Monat Training in Santander (Cantabria) organisiert. Das Feld war mit Silber und Bronze von der letzten Weltmeisterschaft entsprechend gut besetzt. Die 2.000km Strecke mussten wir zum Glück nicht selber fahren, denn ein paar Freunde von uns sind dafür eingesprungen, sodass wir nach einem kurzen Flug direkt vor Ort mit dem Training beginnen konnten.

Gerade die ersten Tage zahlten wir eine Menge Lehrgeld. Wir waren durch das Training in Kiel nicht mehr an einen großen Swell gewohnt und mussten somit unsere Segeleinstellungen sowie die Technik stark umstellen. Es brauchte viel Geduld und Zeit, bis wir gegen die Top Teams gegenhalten konnten. Entsprechend waren die ersten Tage mit jeweils rund 5 Stunden Training auf dem Wasser sehr kräftezehrend, und wir hatten in den Trainingsrennen oft das Nachsehen. Das Wetter zeigte sich während unserer Zeit in Santander von seiner besten Seite und so ging kein Segeltag verloren. Nach 7 Tagen hatten wir einen segelfreien Tag, welchen wir für eine gemeinsame Radtour durch die wunderschöne Berglandschaft um Santander machten. Auch wenn es anstrengend war, so haben wir jede Minute genossen und wurden mit wunderschönen Ausblicken belohnt. Zudem hat die Tour unsere Trainingsgruppe noch einmal mehr zusammengeschweißt.

Der erste Trainingsblock ging 14 Tage, an denen wir insgesamt 58 Stunden auf dem Wasser waren. Wir kamen im Laufe des Trainingslagers immer mehr in Fahrt und wurden zum Ende hin für unseren Fleiß belohnt. So konnten wir an den letzten beiden Tagen jeweils die Gesamtwertung der Tagesrennen gewinnen. 

Bis zum letzten Trainingstag ist alles perfekt verlaufen und wir sind völlig erschöpft, aber sehr zufrieden zurück nach Hause geflogen. Zu diesem Zeitpunkt hatte keiner geahnt, dass sich die Situation in den nächsten Tagen so gravierend ändern wird.

Bereits am Abend nach unserer Landung in Deutschland erfolgte die Einstufung des Baskenlandes als Covid-19 Risikogebiet. Santander liegt unmittelbar angrenzend an diese Region und war damit weiterhin für uns erreichbar. Lediglich die Flugverbindung nach Bilbao konnten wir nicht mehr nutzen., Aber das wäre kein Problem für uns gewesen.
Als dann am 15.08. ganz Spanien zum Risikogebiet erklärt wurde, war die Situation eine völlig andere. Wir wollten heute eigentlich im Flieger nach Santander sitzen und unser Training wieder aufnehmen, stattdessen gab es die Information vom Deutschen-Segler-Verband, dass wir so schnell wie möglich wieder zurück nach Deutschland kommen sollen. Wir waren zwar in Deutschland, aber unser Material stand noch in Santander "ready to sail".
Glücklicherweise sind unsere 470er Frauen Teams bereits in Santander gewesen und so konnte sich das Team von Maltes Schwester um das Verladen des Materials kümmern. Da wir uns vor Ort ein Apartment geteilt haben, waren die Mädels auch so nett und hatten alle unsere Sachen gepackt, bevor sie selber nach Hause gefahren sind. Das hat uns eine weitere Reise nach Santander sowie eine entsprechende Quarantäne in Deutschland erspart. Im Gegenzug werden wir uns hier um die Verpflegung der Mädels während ihrer Quarantänezeit kümmern.

Wo und wann wir das nächste Mal im Ausland trainieren, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Solange unsere Europameisterschaft Anfang Oktober noch nicht abgesagt ist, laufen die Vorbereitungen auf jeden Fall weiter. 

 

Ende August werden wir nach 4 Jahren aus der Bundeswehr ausscheiden, da eine weitere Verlängerung leider nicht befürwortet wurde. Wir blicken zurück auf 4 unvergessliche Jahre, für die wir uns bei der Bundeswehr und dem gesamten Team der Sportfördergruppe in Appen bedanken möchten. Wir hatten die Möglichkeit uns absolut auf den Sport zu konzentrieren und finanziell abgesichert zu sein. Zudem haben wir ein unglaublich engagiertes Team in Appen gehabt, welches uns bei jeglichen Problemen versucht hat unter die Arme zu greifen. Wir haben vor allem durch die Lehrgänge viele Sportler getroffen und neue Freundschaften geknüpft, sodass wir auch mal über unseren Tellerrand hinausgeschaut haben. Auf unserem Weg nach Tokio werden wir uns weiterhin der Bundeswehr verbunden fühlen mit dem Wissen, dass hier der Grundstein für unsere Kampagne gelegt wurde.
 

Wir sind sehr gut für die Aufgaben aufgestellt, welche vor uns liegen und haben das Ziel weiterhin fest im Blick. Tokio 2021! 

 

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